Mittwoch, 8. August 2012

behind your eyes - Kapitel 14

Wie gebannt starrte Mason uns beide an, abwechselnd schweiften seine Blicke von Carver zu mir und wieder zurück. Ohne Worte, ahnte ich, was in seinem Kopf vor sich ging. Verlegen senkte ich mein Augenmerk auf den Boden, wie um alles in der Welt könnte ich ihm diese Umstände erklären? Die ganzen Monate hatte er sich um mich gekümmert und jetzt stand ich hier, allein im Dunkeln, mit seinem wohl größten Rivalen. Ich spürte, wie mein Körper anfing zu zittern, erst die Anspannung aufgrund Carver und nun durch diese Situation. Was sollte ich tun, falls Mason ausrastet? Einfach dazwischen gehen würde sich nun mal nicht als leicht erweisen.
»Es ist...«, versuchte ich den Umstand zu erklären, doch wurde ich von meinem Gegenüber gestoppt, als er seine Hand hob und einen Schritt näher kam. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie sich auf Carvers Lippen ein schelmisches Grinsen bildete. Während Mason ihn nicht einen Augenblick länger aus den Augen ließ.

»Ich hab lediglich vergessen ihr etwas mitzuteilen«, drangen eiskalte Worte von meiner linken in mein Ohr. Unverzüglich verkrampften sich meine Muskeln um ein weiteres. Ich hatte das Gefühl, wenn mein Leben so weiter ginge, würde ich bald durchdrehen. Dieses Hin und Her sowie der ganze Stress war einfach zu viel für mich. Mason stellte sich nun neben mich, legte seinen Arm um meine Schulter und presste mich damit an seinen Körper.
»Sollte ich nochmal sehen, wie du ihr zunahe kommst, wirst du mich anders kennen lernen, haben wir uns verstanden, Carver? Ob Chef oder nicht, du hast nichts in der Nähe meines Mädchens verloren!« Geschockt blickte ich zu Mason auf, so war er mir vollkommen fremd. Weder diese eiskalte Stimme noch sein herrschender Ton waren mir bekannt. Ohne abzuwarten, ob sein Rivale ein Wort sagen würde, drückte er mich zurück Richtung Hütte.
»Mason!«, vernahm ich die Stimme des Zurückgelassenen und drehte mich rasch um und zog Mason in der Drehung mit. In mir baute sich Hoffnung auf, Chance darauf, dass er ihm sagte, wie er zu mir stand. Dass nun alles vorbei sei und Mason nicht länger den Beschützer machen musste. Doch all diese Wünsche wurden zerschlagen, als ich Carvers Blick sehen konnte. Blanke Wut spiegelte sich in seinen Augen, obwohl die Gesichtszüge eher gleichgültig waren, erkannte ich das genau. Just in diesem Moment stürmte er auf uns zu und rammte Mason seine Faust gegen die Schläfe. Vor Schreck presste ich die Lider aufeinander und stieß einen kurzen Schrei aus.

»Von so jemandem, wie dir, lass ich mir keine Vorschriften machen! Wenn ich der Ansicht bin, Alexa gegenüberzutreten, werde ich das auch tun«, spie er aus, während Mason seinen Griff löste und mich hinter sich schob. Wieso mussten sich Männer so aufspielen? Das war doch kindisch. Sie prügelten sich, weil der eine nicht wollte, dass ich mich mit dem anderen unterhielt. Genervt schnaubte ich und lehnte mich an den nächsten Baum. Ich kannte beide gut genug, um zu wissen, dass sie sich nicht beruhigen ließen. Solange die Situation nicht wieder in einem Rennen auf die Klippen ausartet, war mir alles recht. Behutsam legte ich eine Hand auf meinen Bauch und strich drüber, erst da kamen mir die Worte Carvers ins Ohr ‚Dich und unseren Sohn‘. Schon schloss ich die Augen und lächelte still in mich hinein. Einen Jungen hatte ich mir immer gewünscht, und wenn Carver es sagte, musste es so sein. Direkt stellte ich mir vor, wie es wohl sein wird. Ob er ein kleiner Draufgänger werden würde, wie sein Vater?

Die Streitgeräusche der zwei Männer verklungen allmählich, erleichtert seufzte ich, was für eine Wohltat. Manchmal konnten einem alle beide echt den letzten Nerv rauben. Ich fragte mich sowieso, warum sie sich zofften, immerhin ging es sich um mein Leben, musste ich da nicht selber entscheiden? Entspannt diese Streithähne nicht mehr zu zuhören, lauschte ich den Geräuschen der Umgebung. Es war ruhig, außer ein paar Autos, die ich bis hier hörte, gab es nur Stille. Bis Schritte diese durchbrach.
»Travis...« durchdrang eine piepsige Mädchenstimme die Ruhe und augenblicklich riss ich meine Lider auf. Das war nicht der Wald, ich stand irgendwo inmitten eines dunklen Raumes. Das Einzige, was meine Augen vernahmen, war eine Wand, an der Unmengen von Bildern hingen.
»Was willst du Lilly?«, erklang eine Stimme, die mir sofort eine Gänsehaut verpasste. Erschrocken fuhr ich herum und sah in diese giftgrünen Seelenspiegel des Mannes, den ich erst einmal gesehen hatte und dennoch ahnte ich, dass es nicht gut war, ihn zu sehen.
»Dein Plan geht auf, Carver macht, was du sagtest und Mason dreht durch«, vernahm ich die Blondine, was ihr einen abschätzenden Blick meinerseits einbrachte. Mich durchdrang die Frage, was sie ausgerechnet hier suchte und noch mehr irritierte mich dieser Umstand. Wie war ich bitte hierher gekommen und wieso unterhielten sich beide, als sei ich gar nicht anwesend?
»Du weißt, was jetzt zutun ist?«, erklang Blakes raue Stimme und jagte mir sofort eine Gänsehaut über den Körper. Mit einem leichten Nicken drehte sich Lilly weg und ging aus dem Zimmer. Bevor die Blondine gänzlich aus dem Raum getreten war, ertönte ein Protest von dem Brünetten:
»Und nenn mich nicht noch einmal Travis. Er starb vor Jahren bei dem Einbruch!« Erst dann bemerkte ich, dass der Braunhaarige auf die Bilderwand starrte. Ich machte einen Schritt darauf zu und erkannte auf einige Bilder, dass Carver und Blake zusammen abgelichtet waren. Behutsam legte er die Hand auf eines der Fotos und lehnt sich an die Wand. Nur einen Augenblick schloss ich die Augen, doch dies reichte, damit alles um mich herum von einer unheimlichen Schwärze eingenommen wurde. Nur noch das Wort ‚Rache‘ konnte ich verstehen.

Erst viel zu spät wurde mir bewusst, was hier eigentlich los war. Mit dem Moment, als ich spürte, wie mich Hände an den Schultern fassten und kräftig schüttelten, riss ich perplex die Augen auf und starrte Mason an, der mich kreidebleich anstarrte.
»Alles in Ordnung, Mason«, entgegnete ich meinem entsetzten Gegenüber und wandte darauffolgend meinen Blick auf Carver. Wie erstarrte stand er noch immer an der Stelle wie vorher und auch er hatte die Färbung von Kalkstein angenommen. Ich zwang mir ein Lächeln ab und lehnte mich dann zurück an den Baum. Zuerst einmal musste ich das geschehene über mich ergehen lassen. Diese Vision war so real und doch war es nicht meine. Mir war bewusst, was dies hieß. Mein Kind bekam ebenfalls Devil Eyes, die Verwandtschaft zu Carver würde ich nicht leugnen können.

Zu meinem Erstaunen blieben die Männer ruhig und das Einzige, was beide noch beschäftigte war mein Wohlergehen. Mein Klagen, dass es mir gut ginge, störte keinen von beiden auch nur im geringsten. Doch nach diesem Abend wollte ich ausschließlich meine Ruhe haben und so ließ ich mich von Mason nach Hause bringen. Lieber wäre es mir gewesen, wenn Carver diese Rolle übernommen hätte, da er jedoch wieder in seiner Unnahbarkeitsrolle steckte, blieb nur mein Exfreund. Es war genug Aufregung für einen Tag. Prompt legte ich mich ins Bett, wo ich auch direkt in eine tiefe Schlafphase abdriftete.

Zwei starke Arme umschlossen meinen Körper und zogen mich fest an einen warmen in meinem Rücken. Schlaftrunken drückte ich meinen Kopf zurück in das Kissen und grummelte ein wenig vor mich hin, ehe ich ein ‚Lass mich schlafen, Mason‘ vor mich her murmelte. Erst nach diesen Worten fragte ich mich, wie ich ausgerechnet auf ihn kam, wahrscheinlich eine Einbildung aufgrund meines Halbschlafes und der Tatsache, dass er mich nach Hause gebracht hatte..
Zielstrebig wanderte eine Hand über meinen Körper, sanft strich sie meinen Arm entlang, schlängelte sich an meinen Bauch hinab, bis sie letzten Endes auf meinem Oberschenkel zum Ruhen kam. Schnell presste ich mich an die Wärme hinter mir, in der Hoffnung danach weiter schlafen zu können.
»Wenn du lieber den Loser bei dir hast, verschwinde ich wieder, Babe«, raunte Carvers dunkle Stimme in mein Ohr. Augenblicklich keuchte ich, ein Stück weit geschockt andererseits aber auch davon angetan, dass er hier war. Rasch drehte ich mich in seine Richtung und lehnte mich an seinen Brustkorb.
»Wie kommst du rein?«, hauchte ich, doch er dachte nicht im geringsten daran, auf meine Fragestellung einzugehen. Stattdessen legte er die eine Hand auf meinen Hintern und fuhr mit der anderen in meinen Nacken. Unverzüglich zog er mein Gesicht näher an seins, presste seine Lippen auf meine und ließ sich auf den Rücken zurückfallen. Durch seinen Griff zog er mich mit.
»Die Frage wie ist egal, die Antwort auf ‚Warum‘ reizt mich mehr«, hauchte er, als er sich für einen Moment von mir löste, nur um nach diesen Worten fahrig mit der Zunge meine Lippen zu spalten und einen leidenschaftlichen Kampf zu beginnen.

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